Das am vergangenen Freitag stattgefundene Hinspiel in der diesjährigen Relegation gegen den SV Wehen Wiesbaden endete mit einem gerechten 2:2 Unentschieden, auch wenn für unsere Jahnelf in dieser Partie mehr drin gewesen wäre und unser geliebter SSV zwei absolute Kackgegentore einstecken musste. Egal, der Einsatz stimmte und die Bereitschaft, sich für das rot-weiße Trikot zu zerreißen, war definitiv vorhanden. Der ursprünglich aus dem Taunussteiner Stadtteil Wehen stammende, 1926 gegründete Traditionsverein verlor mit der Saison 2007/2008 durch die dort vollzogene Umsiedlung ins benachbarte Wiesbaden seine traditionsreiche Seele. Seit diesem „Umzug“ nach Wiesbaden nennt sich die Fußballabteilung SV Wehen Wiesbaden. Der Stammverein aus Taunusstein hält aktuell nur noch 10 % der Anteile am SVWW und treibt nun seit August 2008 als „Retortenclub“ sein Unwesen in Deutschlands Profifußball. Unser letztes Gastspiel in Wiesbaden, ausgenommen vom Geister-Pokalspiel während der Pandemie 2020, fand in der Zweitligasaison 2019/2020 statt. Damals setzte sich unser SSV Jahn furios mit 5:0, bei dem ein gewisser Marco Grüttner einen Dreierpack schnürte, durch. Hoffentlich ein gutes Omen für das diesmalige Relegationsrückspiel, in dem nach dem zuletzt erkämpften Unentschieden im Hinspiel alles möglich war. Es lag etwas in der Luft!
Auch an diesem so enorm wichtigen Spieltag galt das Motto „Alle in Weiß“, welches von den mitreisenden Jahnfans äußerst ordentlich eingehalten wurde. Kurz nach Verfügbarkeit der Gästetickets ertönte schon die Meldung, der Gästeblock sei ausverkauft. Eine Öffnung des Nebenblocks verweigerte der SV Wehen Wiesbaden aufgrund Sicherheitsbedenken. So herrschte im angrenzenden Pufferblock bedauerlicherweise gähnende Leere, obwohl auch dieser Block bei einer Freigabe komplett voll geworden wäre. Bei deren letztjährigem Relegationsspiel wurde dieser allerdings für die Fans der Arminia aus Bielefeld geöffnet. Die Entscheidung gegen eine weitere Blocköffnung stieß bei uns auf pures Unverständnis. Eine Regensburger Brauerei, die seit Jahren Bierpartner des SSV Jahn ist, spendierte zur Busabfahrt für jeden Jahnfan zwei „Jahn-Halbe“, die natürlich dankend angenommen wurden. Dadurch, dass der Anpfiff der Partie erst um 20:30 Uhr erfolgte, stieg der Großteil der Jahn-Schlachtenbummler dank Urlaub, Krankenschein oder Überstunden gut erholt in die Reisebusse oder PKWs. In Wiesbaden angekommen wurden wir zunächst von gewöhnlichen Einlasskontrollen und normal agierenden Ordnern begrüßt. Allerdings spielten sich genau diese eingesetzten Wiesbadener „Sicherheitskräfte“ dann zum Ende der Partie immer wieder unnötig auf und präsentierten anschließend immer wieder ihre mangelnde Kompetenz. Übertroffen wurden diese Hampelmänner allerdings nur vom Wiesbadener Stadionsprecher, der im negativen Sinne definitiv seinesgleichen sucht. Für die Heimfans galt für dieses Aufeinandertreffen vermutlich die Devise „Alle in leise“. Wie schon im Gästebereich beim Hinspiel im Jahnstadion hing auf der gegenüberliegenden Nordtribüne nur die „Gemeinsam alles geben“-Zaunfahne. Zum Einlaufen der Mannschaften läutete die Wehener Nordtribüne das Relegationsrückspiel mit einem schlecht durchgeführten Fahnenmeer ein. Zudem zeigte die Heimszene im Laufe der Partie eine Pyroaktion. Die mitgereisten Jahnfans rissen bereits Minuten vor Anpfiff die Stimmhoheit an sich und sorgten nicht nur für eine relegationswürdige Kulisse, sondern auch für eine Heimspielatmosphäre in der Ferne. Neben dem regelmäßigen Einsatz von Bengalos war die Mitmachquote auf den Steh- und Sitzplätzen im Gästeblock die gesamten 90 Minuten hervorragend. Eigenlob stinkt zwar, aber was die Jahnfamilie auf den Rängen an diesem Spieltag geleistet hat, war beeindruckend. Auch die Jahnelf auf dem Rasen wusste, um was es heute ging. So gelang unserer Truppe Sekunden vor dem Pausenpfiff der heftig umjubelte Führungstreffer. Circa zwei Zeigerumdrehungen nach Wiederbeginn erhöhten unsere Rothosen auf 2:0. Nun glaubte endgültig jeder Jahnfan an den direkten Wiederaufstieg. Als der SVWW neun Minuten vor dem Ende verkürzte, schlich sich allerdings wieder etwas Skepsis in den proppenvollen Gästebereich. Glücklicherweise war Wiesbaden nicht mehr in der Lage, die Partie auszugleichen. Dem SVWW blieb am Ende also nur noch die Ausrede, der Schiedsrichter hätte Sie verpfiffen. Beide potenziellen Elfmetersituationen wurden richtig entschieden. Zum einen war die Szene vor dem 2:0 keine klare Fehlentscheidung, zum anderen blockte Jahn-Verteidiger Ziegele in der 85. Minute den Torschuss mit seinem angelegten linken Oberarm und nicht mit der rechten Hand. So stand kurz vor halb elf nachts fest: Der Jahn ist nach einer Saison in der 3. Liga wieder zweitklassig! Die Party-Eskalation durfte nun offiziell beginnen. Nachdem die Feierlichkeiten innerhalb des Gästeblocks beendet wurden und sich die Lichter des Stadions langsam dimmten, kam es noch zu einer unverhältnismäßigen, gut dreistündigen polizeilichen Ingewahrsamnahme eines Jahnfans. Der ausgelassenen Partystimmung am Gästeparker tat dies allerdings keinen Abbruch. Als diese polizeiliche Maßnahme endlich beendet wurde, kam es während der Rückfahrt dann zu allem Überfluss noch zu einer weiteren Schikane-Aktion durch die zuständigen Polizeibeamten. In aller Herrgottsfrüh entschied sich die Staatsmacht, die Szenebusse durch den gesamten Freistaat Bayern bis zur endgültigen Ankunft in Regensburg mit durchgehend 60 km/h (!) zu eskortieren und zugleich alle möglichen Ausfahrten und Autobahnraster für die Busreisenden grundlos zu sperren. So sehr es die Bullen auch versuchten, den Aufstieg konnten sie uns nicht versauen! Letzten Endes erreichten wir die schönste Domstadt der Welt erst gegen 07:30 Uhr. Die Einen starteten nach Ankunft ohne Schlaf direkt in den Arbeitstag, die Anderen feierten einfach weiter.
Aufstieg! Zweite Liga! Wahnsinn! Die Reise geht in der kommenden Saison also nicht nach Verl oder irgendeine beschissene Zweitvertretung, sondern nach Berlin, Hamburg und Gelsenkirchen. Jahn Regensburg ist da! Eine enorm nervenaufreibende Saison ist nun zu Ende. Der Weg geht direkt wieder nach oben. Dankesworte richten wir auch nach dieser Spielzeit an den scheidenden Fanbeauftragten Pascal, an alle rot-weißen Wegbegleiter, die dem SSV auch in schwierigeren Phasen immer den Rücken gestärkt haben und natürlich auch an unsere Freunde aus dem blauen Stuttgart und dem blau-weißen Linz. Besonders danken möchten wir zudem auch den Ultras Regensburg und allen Mitarbeitern des Fanprojekts und der Fanhilfe für die tatkräftige Unterstützung. Genießt die Sommerpause, erholt euch gut und bleibt aktiv! Die neue Zweitligasaison wartet schon auf uns! Packen wir es an!
Der Aufstieg ist für dich, Agy!
~ Castra Regina Invicta