Jeder Allesfahrer weiß natürlich, dass Auswärtsfahrten immer wieder etwas Besonderes sind. Umso schöner sind diese Kurztrips dann auch, wenn die Schlachtenbummler mit drei Punkten im Gepäck die Heimreise antreten dürfen. Naja gut, der letzte Auswärtsdreier unserer Jahnelf in einem Ligaspiel war im April 2024 in Münster. Der Spaß ist mittlerweile fast ein Jahr her. Zählen wir die Relegation gegen Wiesbaden noch dazu, dann war dieser Erfolg im damaligen Rückspiel der Relegation der allerletzte Sieg in der Ferne, und was für einer. Am 26. Spieltag der laufenden Zweitligasaison ging unsere Reise ins bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen in die Landeshauptstadt Düsseldorf. Die dort ansässige Fortuna, die seit 2004 im neuen Rheinstadion ihre Heimspiele austrägt und sich in der bisherigen Spielzeit bis dato mit einem bemerkenswerten Zuschauerschnitt von gut 40.000 auf Rang fünf des Zweitligarankings einreiht, liegt unserem Sport- und Schwimmverein so ganz und gar nicht. In den bisher erfolgten zwölf direkten Duellen mit F95 konnte unser SSV nur ein einziges Mal gewinnen. Und diese besagte Partie hat wohl noch kein Jahnfan vergessen: Nach einem 0:3 Rückstand nach nur 15 Minuten machten unsere Rothosen im Februar 2018 das schier Unmögliche möglich und drehten das Spiel irgendwie zu einem 4:3 Heimsieg. Allerdings hatten wir damals auch eine zweitligawürdige Truppe, aber was soll’s. Zurück zur Realität: Im Hinspiel ging unsere Jahnelf gegen Düsseldorf in den eigenen vier Wänden mit 3:0 unter.
Die Szenebusse rollten unter Begleitung des schwärzesten Regensburger Nachthimmels los gen NRW. Neben den üblichen Mahlzeiten und Getränken im Bus wurden zudem Mock- und Cocktails angeboten, die relativ schnell vernichtet wurden. Zusätzlich gab es selbstgemachte Wraps zu verkosten. Nach der recht kurzweiligen Hinreise erreichten wir pünktlich den Spielort, wo wir es uns nach fanfreundlichen Einlasskontrollen im Gästesteher gemütlich machten. Der gesamte Düsseldorfer Gästebereich inklusive der Sanitäranlagen im Rheinstadion, welches optisch leicht mit einem Einkaufscenter verwechselt werden kann, war bis ins letzte Eck gereinigt. Selten sieht man im Profifußball einen so sauber geleckten Gästeblock. Nicht mal unsere Klebefüchse waren an diesem Tage motiviert, da das tapezieren der Wände innerhalb des Stadions nur die reinste Materialverschwendung gewesen wäre. Die Düsseldorfer Süd startete mit einem „Wir sind unsterblich wie unser Glaube“-Doppelhalter-Intro, bei dem der Stehblock mit weiteren XXL-Doppelhaltern sowie der gewöhnlichen Schwenker und Schals gefüllt wurde. Die mitgereisten Jahn-Leidensgenossen sorgten für einen optisch äußerst ansehnlichen Auftritt, mit dem wir gut zufrieden sein können. Akustisch war natürlich wieder mehr drin, aber was wollen wir in der sportlich fast aussichtslosen Situation erwarten. Es macht wirklich keinen Spaß mehr, Woche für Woche irgendwie den selben Grampf über das geschehene Spiel zu schreiben. Kurz zusammengefasst: Der in den letzten beiden Partien sonst so stabile Pollersbeck verschätzte sich kurz vor dem Pausentee nach einer Ecke um ein paar Zentimeter, weshalb der Düsseldorfer Mannschaft der Führungstreffer mehr oder weniger geschenkt wurde. Die eigene Unfähigkeit entscheidet erneut ein Spiel, in dem ein Punkt mit etwas mehr Glück und weniger Unvermögen gut und gerne drin gewesen wäre, zumindest nach dem Auftritt in Halbzeit eins. Wenn wir allerdings den zweiten Durchgang betrachten, wird einem zum wiederholten Male Angst und Bange. Die unterdurchschnittliche Leistung der Fortuna wurde halt von unseren Hobbyfußballern, welche irgendwie mit einem Profivertrag ausgestattet wurden, ordentlich unterboten. Bedient und mit einer kleinen Prise von Gleichgültigkeit aus Gründen des Selbstschutzes traten wir die Heimreise an.
Das Jahn-U-Boot tuckert mit Volldampf in die Drittklassigkeit. Sieben Punkte Abstand auf den Relegationsplatz sind schon eine Hausnummer. Ulm holte gegen den KSC einen Punkt, Münster schlug Elversberg knapp. Weltklasse! An diesem Wochenende sollte es aber doch noch eine sehr erfreuliche Neuigkeit geben: Einen Tag nach unserer Pleite gegen die Fortuna erreichten unsere blau-weißen Linzer Freunde durch den 4:1-Heimsieg gegen Hartberg die Meisterrunde der österreichischen Bundesliga und schickten dadurch den verhassten Stadtrivalen, der gerne in rosafarbenen Dressen aufläuft, in die Abstiegsplayoffs. Vor uns steht nun die erste Länderspielpause des Kalenderjahres 2025, die wir tatsächlich mal dankend annehmen. Nichtsdestotrotz treten die Stuttgarter Kickers am Samstag, den 22.03.2025, zum Topspiel gegen Offenbach an. Ein Sieg wäre hier in Bezug auf das Aufstiegsrennen überlebenswichtig. Auf die Blaue! Nach den Länderspielen ist der Club zu Gast im heimischen Jahnstadion. Schauen wir mal, ob unsere Augen erneut bluten werden.
Super SSV!
~ Castra Regina Invicta