Eine Zugfahrt, die ist lustig. Eine Zugfahrt, die ist schön. Vor allem wenn man im Anschluss dann noch seinen geliebten Traditionsverein lautstark unterstützen darf. Wie schon beim Gastspiel in Ulm bestritten einige Jahn-Auswärtsfahrer die kurze Fahrtstrecke innerhalb eines Gleisfahrzeugs. Der letztwöchige Heimsieg gegen den selbsternannten Aufstiegsaspiranten aus dem blau-weißen Westberlin tat der geschundenen Jahnseele definitiv gut und brachte uns einen winzigen Schritt näher an die direkte Konkurrenz, zu der aktuell im erweiterten Kreis irgendwie auch noch der diesmalige Gegner, die Spielvereinigung aus Fürth, zählt. Das muss man sich echt mal geben: Unsere Rothosen hatten vor dieser Partie ganze neun Punkte Rückstand auf den Tabellenvierzehnten (!) aus der Kleeblattstadt. Schon hart, weshalb wir hier einfach optimistisch vom „erweiterten Kreis“ sprechen. Es war in dieser Saison bereits das dritte Aufeinandertreffen mit dem Fürther Kleeblatt. Am vierten Spieltag der laufenden Saison gingen wir in den eigenen vier Wänden katastrophal mit 4:0 unter, konnten uns diesbezüglich allerdings knapp zwei Monate später im Pokal für diese derbe Pleite rächen. In Erinnerung bleibt uns hierbei natürlich auch die Mördergrätsche von Rasim Bulić.
Die kurze Auswärtsreise startete am Freitagnachmittag mit dem offiziellen Treffpunkt am Vorplatz des Regensburger Hauptbahnhofes. Der proppenvolle Zug, der sich über das Gleisbett schleppte, erreichte zunächst relativ pünktlich den Nürnberger Hauptbahnhof, wo es beim Umstieg zu einem kleinen Missverständnis zwischen den Zugreisenden kam. Aufgrund dessen verzögerte sich die Ankunft in Fürth für einen Teil der Zugfahrer um sehr verkraftbare drei Minuten. Mit einem ordentlichen Fußmarsch ging es für die Jahn-Schlachtenbummler dann zum Fürther Ronhof. Trotz des massiven Bullenaufgebots kam es, neben kleineren Maßnahmen, zu keinen größeren nennenswerten Ausschreitungen. Hatten einige ja bekanntlich schon anders erlebt. Der Support im Gästeblock wurde bereits vor Anpfiff aufgenommen, um zu zeigen, dass wir trotz der angespannten sportlichen Situation dennoch weiterhin alles für Stadt und Verein geben. Zum Einlaufen beider Teams wurde von den mitgereisten Jahnfans eine Choreo unter dem Motto „1889“ durchgeführt, bei der die Jahnerer den Gästesteher mit roten Folienschals füllten. In das Zaunbanner wurde zudem ein Traditionstrikot eingebaut. Das Gesamtbild ergänzte sich dann durch einheitliche rot-weiße Riesenschwenker, die an diesem Spieltag die kompletten 90 Minuten im Einsatz waren. Auf gruppenbezogene Schwenkfahnen wurde verzichtet. Mit unserem Auswärtssupport konnten wir zufrieden sein. Vor allem beim „SSV, in Rot und Weiß…“ wurde der Gästebereich dermaßen abgerissen. Die Fürther Nordtribüne äußerte sich in dieser Partie mehrfach politisch zu relevanten Themen aus der aktuellen Zeit. Auf den sportbezogenen Transparenten ging es zunächst um die Verteilung der TV-Gelder, dann um die Abschaffung des Videobeweises. Letzteres wurde als gemeinsame Spruchbandaktion zwischen Heim- und Gastseite umgesetzt. Abpfiff für den VAR! Im Spiel lief anfangs alles nach Plan: Rückkehrer Adamyan netzte zum umjubelten Führungstreffer ein. Was dann folgte, war erneut absolut saisontypisch. Es lief wieder alles gegen dich. Innerhalb von sechs Minuten drehte die Spielvereinigung das Spiel. Und wie! Erst das brutale Stocher-Kacktor zum 1:1, dann ein perfekt abgefälschter Glücksschuss, der unhaltbar im linken Eck einschlug. Wir halten uns bezüglich Schiedsrichterleistung in der Regel eigentlich sehr bedeckt und betrachten die Situationen so gut es geht neutral. Aber was in dieser Partie abging, sprengte jeglichen verständlichen Rahmen. Wir sagen auf jeden Fall nicht, dass wir das Spiel nur aufgrund des katastrophalen Schiedsrichtergespanns verloren haben. Das wäre zu einfach. Allerdings haben die „Unparteiischen“ den Weg für den Fürther Heimsieg perfekt geebnet und ordentlich dazu beigetragen. Wahnsinn! Die anschließende Rückreise ereignete unkompliziert und ohne erwähnenswerte Vorfälle.
Trotz des guten Auftritts stehen wir mal wieder ohne Punkte da. Irgendwie bekommen wir aktuell das Gefühl, dass der Fußballgott definitiv kein Jahnfan ist. Einen Vorwurf können wir der Mannschaft nach diesem Spiel auf jeden Fall nicht machen. Am kommenden Sonntag ist der Hamburger SV, der sich mitten im Aufstiegsrennen befindet, zu Gast in unseren eigenen vier Wänden. Lasst uns gemeinsam nach vorne gehen und uns für das 0:5 beim Hinspiel im Volkspark rächen. Es wäre nicht das erste Mal, dass der große HSV gegen einen kleinen Traditionsverein stolpert. 13 Spiele sind noch zu gehen, ein Dreier würde wieder guttun.
Gemeinsam zum Heimsieg!
~ Castra Regina Invicta