Dem Mut machenden Punktgewinn in der Vorwoche gegen den HSV folgte das Gastspiel beim Sportclub Preußen Münster. Der direkte Konkurrent im Kampf um den Klassenerhalt und Mitaufsteiger aus der letzten Saison befand sich vor der Partie in naher Schlagdistanz, fünf Punkte vor unserem Traditionsverein. Der SCP musste sich in den vergangenen drei Spielen geschlagen geben und holte Anfang Januar gegen Hannover den letzten Punktgewinn. Das Sechs-Punkte-Spiel gegen Ulm ging für uns bekanntlich brutal in die Hose, so hofften wir wenigstens dieses Mal auf eine gut aufgelegte Jahnelf. Das Hinspiel in der eigenen Stadt verlor unsere Truppe blamabel mit 3:0. Im direkten Vergleich mit den Münsteranern haben wir allerdings knapp die Nase vorn: In zwölf Duellen gewannen unsere Balltreter sechs Mal, teilten einmal die Punkte und mussten sich fünf Mal geschlagen geben. Fun Fact: Den letzten Auswärtssieg in einem Liga-Pflichtspiel holten unsere Rothosen in Münster beim damaligen 3:1 im Preußenstadion am 06.04.2024. Nostalgie!
Nichtsdestotrotz starteten wir relativ optimistisch in aller Herrgottsfrüh, wo das gemeine Partyvolk noch in diversen Tanzlokalen den Alltagsstress der vorherigen Woche vergisst, die Reise gen Münsterland, welche die weiteste Auswärtsfahrt der Rückrunde darstellte. Die Hinfahrt gestaltete sich wie gewohnt und trotz der weiten Strecke recht kurzweilig. In Münster wurden wir zunächst von frühsommerlichen Temperaturen rund um die 15 Grad, dann vom übermotivierten Ordnungsdienst begrüßt. Die Material- und Einlasskontrollen waren so genau, dass wir das Gefühl hatten, wir würden im Gefängnis „einchecken“. Die mittlerweile kultige Dauerbaustelle, welche in Münster liebevoll „Preußenstadion“ genannt wird, hat sich seit unserem Gastspiel im April des letzten Jahres nur minimal verändert. Der Gästesteher wurde vergrößert und das Mahlzeit- und Getränkeangebot mithilfe des nun erreichbaren Verpflegungscontainers deutlich optimiert. Die Sanitäranlagen befanden sich allerdings erneut in gottlosem Zustand. So verwandelten defekte Spülungen, die auf Dauerbetrieb liefen, das komplette Herren-WC in ein Schwimmbad, weswegen irgendwann im Laufe der Partie das Wasser abgestellt wurde. Vor 11.586 Zuschauern, darunter gut 350 Jahnfans, lieferten wir im Gästebereich einen eher unterdurchschnittlichen Support ab. Erst nach dem Münsteraner 2:0 wurde im Gästeblock stimmungs- und bewegungstechnisch abgeliefert. Somit konnten wenigstens die mitgereisten Jahn-Allesfahrer Regensburg respektabel vertreten, auch mithilfe der durchwegs guten Fahnenverteilung. Zu Spielbeginn entrollte die Fiffi-Gerritzen-Kurve ein großes Zaunbanner mit folgender klaren Botschaft: "Unsere Heimat hat einen Namen: Preußenstadion" Ein Seitenhieb in Richtung der Stadt Münster, deren Pläne darauf hindeuten, dass das neue Stadion einen Sponsorennamen tragen soll. Auch hier bleibt nur der Appell an die Entscheidungsträger, die Identität und Geschichte der historischen Sportstätten nicht zugunsten einer Vermarktung aufzugeben. Ein Schicksal, das auch in Regensburg nur allzu bekannt ist. So erinnern wir uns an den damaligen Kampf um die Namensrechte am neuen Jahnstadion. Die Botschaft ist eindeutig: Gegen den Verkauf von Namensrechten – Für immer Jahnstadion! Alles in Allem konnten wir den Heimauftritt als geschlossen und durchaus ordentlich bewerten. Zum Spiel wollen wir eigentlich recht wenig schreiben, deswegen hier die Kurzfassung: In der zehnten Minute eine gute Parade des Münsteraner Keepers, kurz vor der Pause der schrecklich verteidigte Führungstreffer der Heimseite, als sich Bulić im entscheidenden Zweikampf aus unerklärlichen Gründen wieder auf den Boden legte. Weiter ging es in der zweiten Hälfte mit dem spielentscheidenden Treffer der Preußen zum 2:0, bei dem der Pfosten seine Finger im Spiel hatte. Auf der Gegenseite prallte natürlich ein ähnlicher Kopfball unsererseits vom Aluminium ins Aus. Muss ja mittlerweile so sein. Nach Abpfiff wurde der Jahnelf dann auch zurecht keine Beachtung geschenkt. Kein Einsatz, keine Wertschätzung. Ganz einfach. Nach dem Spiel wurde Jahn-Flügelflitzer Pröger, dem wir keinesfalls das Zweitligaformat absprechen können, da dieser einer der wenigen Akteure auf dem Platz ist, der durchgängig ackert und sich selbst nicht dem Schicksal überlässt, deutlich. Mit den Worten "Wenn du den Abstiegskampf zu 100 Prozent annimmst, dann gibst du über diese 100 Prozent hinaus noch mehr. Das habe ich leider durch die Bank weg nicht von uns gesehen." kritisierte er richtigerweise die Jahnelf. Bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt, aber die müssen wir im Moment wohl erst wiederfinden.
Vielleicht hilft uns dabei ja das kommende Duell gegen den 1. FC Kaiserslautern, die sich momentan im Kampf um den Aufstieg befinden. Wir sind gespannt! Meldet euch für die vorhandenen Busse an, gründet Fahrgemeinschaften oder reist mit dem Fußbus in den Süden des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Wir wollen in diesem Sinne den Teufel noch nicht an die Wand malen, also lasst uns unser geliebtes Regensburg wenigstens auf den Rängen würdig repräsentieren. Die zweite Liga ist zu schön, um andauern deprimiert durch die Republik zu fahren. Kopf hoch, Brust raus und weiter geht’s!
Alles für Rot-Weiß!
~ Castra Regina Invicta