Nach dem letzten Spieltag sahen wir in teilweise verdutzte und dennoch glückliche Gesichter: Der Jahn kann doch gewinnen! Der Sieg gegen den 1. FC Nürnberg am 27. Spieltag der laufenden Zweitligasaison tat richtig gut. Was stand nun auf der Agenda? Elversberg auswärts! Und das zum sechsjährigen Gruppenjubiläum! Trotz der überpeinlichen Statistik mit nur einem einzigen Pünktchen in der Ferne stiegen wir dennoch mit einem guten Gefühl in das volle Szenegefährt, mit dem Gedanken: „Wird schon nicht so schlimm werden“. Zu Elversberg gibt es recht wenig Nennenswertes, weswegen wir hier nun auch auf eine interessante Gegnervorstellung verzichten. Wenigstens konnte unsere Truppe das Hinspiel im heimischen Jahnstadion mit 1:0 für sich entscheiden.
Zu humaner Abfahrtszeit setzten wir uns auf unsere gemütlichen Busplätze, wo dann auch nach kurzer Zeit die ersten seriösen Cocktails verköstigt wurden. Der herrliche Mock- und Cocktail-Geruch wurde allerdings nach einem der ersten Raster durch eine stechende Duftwolke übertönt, da einer von uns meinte, er müsse eine Hundekot-Mine auf ihre Strapazierbarkeit testen. Lecker! Nichtsdestotrotz war die Hinfahrt getränkt von Lockerheit und positiver Stimmung. Auch verkehrstechnisch gab es keine großen Verzögerungen, weswegen wir überpünktlich das Stadion an der Kaiserlinde erreichten. Der Kutscher eines anderen Jahn-Fanclubs zeigte bei Ankunft am Gästeparker noch sein fahrerisches Talent, indem er den Gästezaun, getreu dem Motto „Wir wollen alles kaputt machen“, mit dem Heck demolierte. An diesem Spieltag weihten wir zudem den neuen Elversberger Gästesektor ein, weswegen die Ordner-Kasperln auf übergründliche Kleberjagd gingen und leider auch den ein oder anderen Jahnfan dermaßen filzten, dass unser Material-Einlass in Münster dagegen einem Kindergeburtstag glich. Nach mehreren Diskussionen mit dem dort eingesetzten Ordnerdreck betraten wir anschließend relativ angefressen den Gästesteher. Der Kaffverein, der im Profifußball rein gar nichts verloren hat, verlangte zudem an der Tageskasse einen wucherischen Aufschlag von 4 €. Nichtsdestotrotz gab es auch eine erfreuliche Nachricht: Ein Stadionverbotler der aktiven Fanszene durfte wieder im Stadion mitmischen. Willkommen zurück, Korbi! Vor Anpfiff gedachten die Heimfans einer viel zu früh verstorbenen Vereinsmitarbeiterin, die zuvor auch in der Fanszene der SVE im Einsatz war. Hierbei erleuchtete im Heimsteher eine Gedenkfackel vor dem Spruchband „Auch wenn die Sonne des Lebens untergeht, leuchtest du weiter in unserer Erinnerung“. Ruhe in Frieden! Zu Beginn der Partie erreichten die mitgereisten Jahn-Schlachtenbummler eine mehr als akzeptable Lautstärke. Auch unsere Gruppenmitglieder waren wieder phasenweise gut aufgelegt. Neben der gewöhnlichen Trommel war dieses Mal auch eine Snare im Einsatz, die anfangs sehr gewöhnungsbedürftig wirkte, was sich aber schnell legte. In der ersten Halbzeit zogen wir den Support mit gutem Tifo-Einsatz noch normal durch, obwohl es bereits nach 43 Minuten 3:0 für die SVE stand. Nach Wiederanpfiff gestaltete sich der Support dank der gottlosen Amateur-Kicker in Rot-Weiß fernab vom Standard. Neben den zuletzt immer öfter ertönenden, ironischen Schmähgesängen, die durch das bekannten „Europapokal“-Lied ergänzt wurden, ereignete sich im Gästeblock Denkwürdiges: Zunächst kam es zur Schuhparade, als nahezu der gesamte Gästesteher mit den Spieltagsschuhen zum Takt klatschte. Weiter ging es mit einer Runde Volleyball mit einem selbstgebastelten Fahnen-Panzertape-Klumpen. Für den krönenden Abschluss sorgte anschließend eine Polonaise durch den gesamten Gästebereich, bei der sich fast alle anwesenden Jahnfans beteiligten. Beim 0:5 in der 65. Spielminute (!) ertönte von uns „Wir woll’n dieses Spiel noch gewinnen!“ sowie ein lautstarkes „Auswärtssieg!“. Auch mehrere simulierte Torjubel standen auf der Tagesordnung. Das stabile 0:6 können sich unsere „Profi“-Kicker vermutlich wieder in der Stadt schönsaufen, wie sie es auch während der bisherigen Saison immer wieder getan haben. Ihr könnt uns gestohlen bleiben, da 99 % der aktuellen Jahnelf das verehrenswerte Jahntrikot nicht verdient haben!
Zum sechsjährigen Bestehen von CRI einfach mal sechs Buden geschenkt zu bekommen ist wahrlich unbezahlbar und irgendwie dann doch maximalst lustig. Vielleicht musste es ja auch wirklich so sein. Wenigstens hatten wir im Gästeblock unseren Spaß und konnten unseren Geburtstag angemessen feiern! Kommendes Wochenende treffen unsere „Helden“ zuhause auf den FC Schalke 04. Wir sparen uns jetzt mal große Kampfesworte, da wir nicht dieselben Durchhalteparolen schwätzen wollen wie unsere so blinde Sport-Geschäftsführung. Wird schon nicht so schlimm werden. In den eigenen vier Wänden sind wir nun doch schon seit vier Partien ungeschlagen. Vielleicht bleibt das auch weiterhin so!
Wir fahren weit, wir fahren viel, wir verlieren jedes Spiel!
~ Castra Regina Invicta