De Zick es jekumme! Colonia auswärts! Eigentlich gibt es ja wirklich fast keinen besseren Ort, als in Köln, der Heimat des Parfüms, abzusteigen. Genau das war nämlich an diesem Spieltag möglich. Das Hinspiel gegen den Tabellenführer endete für uns mit einer knappen 1:0-Niederlage. Mit einem Sieg gegen unsere Gurkentruppe wäre der FC so gut wie aufgestiegen. In den danach verbleibenden beiden Saisonspielen würde den Kölnern dann ein einziger Punkt für den Aufstieg in die Bundesliga reichen. Bei dieser Partie kam es zudem zum Wiedersehen mit unserem ehemaligen Profifußball-Geschäftsführer Christian Keller, der beim FC seit längerer Zeit massivster Kritik ausgesetzt ist. Dürfte er ja von den damals nicht so glorreichen Jahn-Zeiten bereits kennen.
Ein Großteil unserer Gruppe reiste bereits am Donnerstagmorgen in die knapp 1,1 Millionen-Einwohner-Metropole. Neben der typischen Kölsch-Sauferei waren wir natürlich auch als oberpfälzische Stadt- und Kneipentouris unterwegs. Der Kölner Dom ist schon ein brachiales Bauwerk, welches wirklich seinesgleichen sucht. Die Rheinstadt ist irgendwie Regensburg in wesentlich größer: Die Donau ist in Kölle der Rhein, der Dom natürlich der Dom, und von der Kneipendichte unterscheiden sich beide Städte auch kaum. Getreu dem Motto „Wat en Colonia passeet, bliev en Colonia!“ lebten wir in jeden Tag hinein, natürlich mit einer ordentlichen Portion Anerkennung und Respekt vor der dort hiesigen Fanszene, die definitiv zu den Stabilsten in ganz Deutschland, wenn nicht sogar Europa, zählt. Das Stadtbild ist selbstverständlich von massig Aufklebern und hochqualitativen Graffitis geprägt, welche für unsere Kunstsektion gute Inspo lieferten. Dass die Metropolregion Rheinland auch gut und gerne für den ein oder anderen Hopping-Spaß zu haben ist, ging uns natürlich auch nicht durch die Lappen. Der absolute Irrsinn an dem ganzen Trip war unter allen Umständen unser offizielles „Topspiel“ gegen den FC. Samstag, 20:30 Uhr im Müngersdorfer Stadion, verrückte Ansetzung. Die Kölner Fanszene nutzte den Spieltag umfangreich aus und startete den Samstag unter der bekannten Forderung „Geißbockheim als Heimat des 1. FC Köln erhalten“ mit einem Jugendspiel im Franz-Kremer-Stadion sowie einem Juxspiel zwischen einer Fan- und Vereinsauswahl und weiteren Aktionen rund um das oben genannte Thema. Im Anschluss ging es bei regnerischem Kackwetter für die Anhänger des FC per Fanmarsch zur Spielstätte. Die Südkurve führte zum Einlaufen beider Mannschaften eine Jubiläums-Choreo durch. Hinter den Zaunbannern „Su simmer all he hinjekumme“ und „25 Johr Kölsch Blood in belgischen Adern“ feierte die Heimseite den 25. Geburtstag des Fanclubs „Cologne Power East Belgium“. Auch die mitgereisten Regensburger präsentierten eine „Freiheit für Ultras“-Choreo, die mit weißen Plastikschwenkern komplettiert wurde. Kurz darauf erleuchtete der Gästeblock in aufheizenden Fackeln. Während des Spiels brannte es auch kurz im Heimblock. Zudem wurden auf der Süd ein Hochzeits-Gratulations-Spruchband, ein „Stadt Köln: Kein Platz für Ausreden! 2. Plätze für unsere Pänz“-Banner sowie eine „Und wenn ihr Robbenbabys da hinsetzt: Die Loge muss weg!“-Forderung gezeigt. Anders als bei den vorherigen Spielen in fremden Stadien, hatte die Jahnelf an diesem Spieltag tatsächlich mal Bock, den Gegner zu ärgern. Überraschend bot man dem Aufstiegsaspiranten ordentlich Paroli. Nach der torlosen ersten Hälfte ging allerdings, wie auswärts üblich, die Heimmannschaft in Führung. Kurz nachdem Köln den zweiten Treffer auf dem Fuß hatte, machte Ganaus den Köln-Anhängern einen Strich durch die Rechnung, 1:1! Bei diesem lobenswerten Ergebnis blieb es dann auch. Ein Unentschieden mit Folgen: Köln setzte danach Sport-Geschäftsführer Keller sowie ihren Cheftrainer Struber vor die Tür. Auch bei uns gab es im Anschluss Action. Chefcoach Patz hatte plötzlich auf die letzten beiden Spiele keinen Bock mehr und packte seinen Koffer. Danke für Nichts!
Für den einen Jahnfan fast schon eine Erlösung, für den anderen Leidensgenossen vermutlich der Weltuntergang. Wenigstens konnten wir uns auf den Abstieg schon Monate zuvor „vorbereiten“, da dieser bedauerlicherweise mit solch einer katastrophalen Seuchensaison und einer sportlichen Leitung, die wahrscheinlich beim Tischtennis besser aufgehoben wäre, nahezu unvermeidbar war. Es macht natürlich keinen Unterschied, ob wir wie damals in Braunschweig oder dieses Jahr in Köln absteigen. Ein Abstieg nimmt jeden Fan auf eine gewisse Art und Weise mit, umbringen wird er uns auf jeden Fall nicht! Aber sind wir mal ehrlich: In Köln abzusteigen macht das Ganze dann doch irgendwie erträglicher, da man sich gut ablenken kann und ein Kranz Kölsch den Schmerz betäubt. Nächstes Jahr geht es erneut nach Kölle: Nicht zum FC, sondern zur Viktoria, die wir aus der vergangenen Drittligasaison auch gut kennen.
Für Regensburg!
~ Castra Regina Invicta