Mit der Gewissheit, dass sich unser geliebter Traditionsverein in der kommenden Saison wieder eine Spielklasse tiefer durch die Republik kickt, stellten wir uns auf den diesmaligen Heimspielgegner aus Karlsruhe ein. Am 13.12. des Vorjahres fand das Hinspiel im Karlsruher Wildparkstadion statt, welches nach einer kurzzeitigen Auswärtsführung unserer Truppe dennoch mit 4:2 verloren ging. Zuletzt trennte sich der KSC in einem umkämpften Südwestderby vom FCK mit 2:2, wir stiegen bekanntlich trotz Punktgewinn beim FC ab.
Bei bestem Wetter trafen wir uns gemeinsam mit der weiteren aktiven Fanszene am Grieser Spitz, wo es einen Getränkeverkauf zugunsten der Solikasse gab. Selbstverständlich wollten wir den vorerst letzten Heimspieltag in der Zweitklassigkeit in vollen Zügen genießen, weshalb diese Partie ordentlich gefeiert wurde und uns rein gar nichts die gute Stimmung hätte vermiesen können. Inoffiziell veranstalteten wir intern einen angemessenen „Grampfspieltag“, bei dem die ein oder andere Seriosität abgelegt wurde. Nach so einer grauenhaften Saison, bei der es nun sportlich um nichts, nada, niente mehr ging, durften wir uns das mal erlauben. Selbstverständlich wollten wir damit aber auch nicht übertreiben, weshalb wir diesen vorletzten Spieltag auch mit einem ernsten Spruchband starteten. Zum Einlaufen beider Teams präsentierten wir ein an Sport-Geschäftsführer Beierlorzer gerichtetes Transparent mit der Aufschrift „AB: Im BR Kritisch, in der Realität ratlos“, welches sich auf sein fragwürdiges Interview mit dem Bayerischen Rundfunk bezog. Über den ganzen Zaun der Hans Jakob Tribüne wurde ein Banner mit den Worten „Zukunft ohne Identität? Realitätsverlust kennt keine Liga – Kurswechsel jetzt!“ angebracht. Die rund 1.900 mitgereisten Karlsruher führten zeitgleich eine zweiteilige Choreo im gesamten Gästebereich durch. Der erste Teil lief unter dem Motto „freies Baden“, bei dem gelbe und rote Folientafeln sowie eine Blockfahne ein ordentlichen Choreobild darstellten. Der zweite Teil lief unter „freie Ultras“, wo dunkelblaue, weiße und blaue Folientafeln durch einen mit Schlauchschal geschmückten Kopf als Blockfahne ergänzt wurden. Im Laufe der Partie gratulierten die KSC-Szene dann noch den befreundeten Ultras aus Pisa per Banner zum Aufstieg in die italienische Serie A, der höchsten Spielklasse Italiens. Um dennoch das Maximum aus den rot-weißen Fußballamateuren rauszuholen, versuchten wir, unsere McDonald’s-Süchtlinge auf dem Rasen mit einem an einer Fahnenstange befestigten „Happy Meal“ zu ködern. Da Aufgeben für uns selbstverständlich keine Option war und ist, setzten wir unsere Fischerei-Versuche die gesamten 90 Minuten fort. Leider biss kein Jahn-„Profi“ an. Während in unserem Kreis eine Abstiegszigarre entspannt ihre Runden drehte, organisierten wir mehrfach kleinere Konfetti-Aktionen, die spontan aus den Überresten des ersten Spruchbandes angefertigt und durchgeführt wurden. Außerdem fertigten wir aus einem Teil der für das Spruchi verwendeten Raufasertapete einen internen Spielbericht, welcher in erster Linie bodenlose Spielzüge und missglückte Aktionen unserer Mannschaft dokumentierte. In einer durchaus ausgeglichenen Partie gelang dem KSC der frühe Führungstreffer, der in der 17. Spielminute egalisiert werden konnte. Auch der erneute Treffer der Badener konnte in der zweiten Hälfte gekontert werden, weswegen am Ende ein gerechtes Unentschieden auf der Anzeigetafel zu begutachten war. Beim Verabschieden unserer Absteiger brachten wir noch ein zweites Spruchband, welches ironisch auf die Highlights dieser Saison einging und diese explizit nannte. Um ehrlich zu sein, war die Leistung in diesem letzten Heimspiel gar nicht mal so schlecht. Erneut konnten unsere Rothosen zuhause einen Punkt ergattern, der halt leider nichts mehr wert war. Nach dem Spiel besuchten wir noch die Regensburger Maidult, wo sich von Teilen unserer Gruppe die ein oder andere Mass und ein äußerst seriöser „Aperol-Baum“ genehmigt wurde.
Zum Saisonabschluss geht es nach Darmstadt zu den Lilien, die sich auf einem sicheren zwölften Tabellenplatz befinden. Lasst uns Regensburg im vorerst letzten Zweitligaspiel erneut würdig vertreten und uns erhobenen Hauptes aus dem deutschen Fußballunterhaus verabschieden. Ein positives Ergebnis würde allen Jahnfans guttun. Von der aktiven Fanszene des SSV Jahn wurde das Motto „Alle im Trikot“ ausgerufen. Schnappt euch eure kultigsten Jahndressen und ab ins Stadion am Böllenfalltor!
Alle im Trikot nach Darmstadt!
~ Castra Regina Invicta