Es kracht und scheppert! Die leitenden Gremien unseres Traditionsvereins haben sich in der Woche vor diesem Heimspiel gegen die Ostfranzosen aus Saarbrücken dazu entschieden, Sport-Geschäftsführer Achim Beierlorzer von seinen Aufgaben zu entbinden. Eine dringend notwendige Maßnahme, wenn man sich die sportliche Entwicklung unseres ehemaligen Zweitliga-Tabellenführers etwas genauer ansieht. Zwar wurde in der letzten Drittligasaison der Traum vom direkten Wiederaufstieg wahr, wo Beierlorzer damals ein glückliches Händchen bei der Kaderzusammenstellung hatte, allerdings ging es nicht erst seit dem ersten Spiel im deutschen Fußballunterhaus nur noch bergab. Und zwar mit ordentlich Karacho. Nach der letzten Auswärtsniederlage (die wohl niemand erwartet hätte…) stand nun mit dem 1. FC Saarbrücken der aktuelle Tabellenzweite auf der Agenda. Der FCS, der damals eines der 16 Gründungsmitglieder der Bundesliga war, holte zuletzt einen Punkt gegen den Aufsteiger und Tabellenführer aus Duisburg. Wir hingegen setzten in Osnabrück unseren Auswärtsfluch fort.
Die aktive Jahnszene traf sich vor der Partie in der Regensburger Innenstadt, wo sich bei Speis und Trank eingestimmt wurde. Die Hans Jakob Tribüne äußerte sich via Spruchband mit „Dem Berufsethos gefolgt und dann strafrechtlich verfolgt. Für ein Zeugnisverweigerungsrecht in der sozialen Arbeit!!“ zu Wort und stellte damit eine klare und unmissverständliche Forderung. Die Stimmung auf der HJT war grundsätzlich akzeptabel. Der Gastmannschaft reisten circa 570 Blau-Schwarze hinterher, die mit gutem Fahnenbild punkteten. Die sportliche Talfahrt hinterlässt mittlerweile auch bezüglich der Zuschauerzahlen ihre Spuren. Wie schon in den ersten vier Heimspielen konnte die fünfstellige Marke nicht geknackt werden. Die verwöhnte Regensburger Bevölkerung wie sie leibt und lebt eben. Den ersten Treffer der Partie erzielten die Gäste aus dem Saarland. Sturm-Brecher Brünker zog aus knapp elf Metern nach Drehung ab und netzte zum 1:0 ein. Natürlich hatten die Wunschfranzosen hier wieder das nötige Quäntchen Glück, da die Kugel entscheidend abgefälscht wurde. Kurz darauf parierte Gebhardt einen gefährlichen Kopfball mit einem bemerkenswerten Reflex. Nach einem ordentlichen Start unserer Jahnelf erarbeiteten sich die Saarbrücker immer wieder gefährliche Torraumaktionen, weshalb die Pausenführung nicht unverdient war. Die Einwechslung von Beckhoff belebte unsere Regensburger Truppe auf dem Rasen, der Ball wollte die Torlinie allerdings nicht überschreiten. In der sechsten Minute der Nachspielzeit schlug Gebhardt einen Freistoß aus der eigenen Hälfte in den gegnerischen Strafraum. Es folgten wilde Kopfballduelle, ehe Fein das Leder unhaltbar in den Knick wuchtete. Tor! 90+6! Ekstase! Gefühlt irgendwie ein Tor wie eine Meisterschaft, auch wenn es nur zu einem Punktgewinn reichte. Viel wichtiger ist allemal, dass die Jahnelf Moral bewies und unter Druck doch noch ausgleichen konnte. Im Anschluss gab es noch mutmachende Worte aus der Kurve.
Trotz des späten Ausgleichs befinden wir uns weiterhin auf einem Abstiegsrang. Der direkte Konkurrent aus Ingolstadt setzte sich deutlich gegen Ulm durch. Wenigstens konnten Aue und Aachen nicht gewinnen. Aber sind wir uns mal wieder ganz ehrlich. Der Abstiegskampf in der 3. Liga kann und darf nicht unser Anspruch sein, da muss mehr gehen! Die kommende Länderspielpause muss sinnvoll genutzt werden. Die Saison ist lang und die Gegner werden nicht leichter. Der Jahn testet unter der Woche in Auerbach gegen Zweitligaaufsteiger Dynamo Dresden, vielleicht kann hier ein Zeichen gesetzt werden. Nach den Spielen der Nationalmannschaften geht es für uns an einem Sonntagabend (!) nach Havelse, einem Stadtteil von Garbsen in Niedersachsen. Nach Verl ein weiterer drittligaunwürdiger Scheißverein, der in dieser Spielzeit schon mit horrenden Ticketpreisen auf sich aufmerksam machte. Hoffentlich können wir unsere Auswärtsmisere hier stoppen. Es wäre vor allem auch im Sinne des Volkssport Fußballs!
Alle nach Havelse!
~ Castra Regina Invicta