Mit Spannung verfolgten wir im Fanprojekt damals die Erstrundenauslosung der diesjährigen Pokalsaison. Aufgrund des Abstiegs in die Drittklassigkeit machte es sich unser Sport- und Schwimmverein im Amateurtopf gemütlich. Wer wird uns zugelost? Leverkusen? Augsburg? Oder vielleicht doch sogar der BVB oder der Rekordmeister aus München Rot? Manche Jahnfans wünschten sich einen richtigen Kracher, andere Rot-Weiße einfach einen machbaren Gegner. Am Ende wurde es der 1. FC Köln, der in der vergangenen Saison in die Bundesliga zurückkehrte. Ja gut, grundsätzlich ja ein absolut geiler Klub, der vor allem auch auf den Rängen regelmäßig für ordentlich Betrieb sorgt. Da für uns ja vermutlich im Pokal im Normalfall immer recht zügig Schluss ist, hätten wir uns eher einen außergewöhnlichen Gegner gewünscht. Aber das ist selbstverständlich Jammern auf allerhöchstem Niveau. Irgendwie dann doch eine Mischung aus Kracher und machbarer Aufgabe. Wir erinnern uns gern an die Pokalduelle mit dem FC: Sowohl im Achtelfinale 2020/2021 als auch in der ersten Runde 2022/2023 schmissen wir die Kölner im Elfmeterschießen aus dem Cup.
Am Montag nach dem Duisburg-Heimspiel erreichte uns die schockierende Nachricht vom Tod eines treuen Jahnfans, der viel zu früh von uns gegangen ist. Teile unserer Gruppe kannten Felix schon seit vielen Jahren, weshalb wir uns im Bus nach Kornburg an Vertreter des HJT e. V. wandten. Diese organisierten für das Köln-Pokalspiel eine Becherspende, bei der der gesamte Pfanderlös an die Familie von Felix weitergeleitet wurde, um diese bei den Beerdigungskosten zu entlasten. Auch unsere Freunde aus Stuttgart-Degerloch spendeten am eigenen Spieltag ihr Becherpfand. Zudem wurde ein PayPal-Spendenkonto eingerichtet. Die Spendenaktion lief bis zum 31.08.2025. Den Spieltag starteten wir gemeinsam mit dem anderen Teil der aktiven Fanszene hinter der Hans Jakob Tribüne, wo gemeinsam zu Mittag gegessen und die finalen Vorbereitungen der geplanten Choreo abgeschlossen werden konnten. Diese wurde zum Einlaufen beider Teams durchgeführt. Hinter dem Zaunbanner „Einsatz, Kampf und Leidenschaft“ erschien in S2 eine „SSV Jahn“-Blockfahne, die ein Fanstand-Klebermotiv darstellte. Zugleich positionierten sich am linken und rechten Rand des Choreohauptbestandteils mehrere Jahnfans, die mit rot-weißen Konfetti-Shootern ausgestattet waren. Auf der Nordseite des Jahnstadions führten die mitgereisten Kölner ebenfalls eine lobenswerte Choreografie durch, die unter dem Motto „Mein Opa sah euch am Rathaus mit Pokalen“ an vergangene FC-Triumphe erinnerte. Nach einer halben Stunde erspähten wir am Gästezaun ein größeres „50+1 durchsetzen“-Banner. Zeitgleich war auf der Hans Jakob Tribüne ein mehrteiliges Transparent mit dem Inhalt „DFL & Vereine: Wir haben euch im Blick! 50+1 ausnahmslos umsetzen!!“ zu erblicken. Zum Start der zweiten Spielhälfte präsentierten wir unser „Ruhe in Frieden, Felix“-Spruchband. Auch in S2 waren zwei Gedenkbanner mit ähnlichem Inhalt zu sehen. An diesem Spieltag setzten wir zudem wieder unsere SSV-Triple-Schwenker ein, die im Jahnstadion ihre Runden drehten. Anders als unter der Woche beim Landespokal in Kornburg hatte das Spiel unserer Rothosen plötzlich wieder etwas mit Profifußball zu tun, wodurch unsere Kicker den Bundesligisten phasenweise gut unter Bedrängnis brachten. Torlos und mit einer für uns zufriedenstellenden Chancengleichheit ging es in die Pause. Ein Zweiklassenunterschied war auf dem Rasen definitiv nicht erkennbar. Nach dem Restart ging es auf Augenhöfe mit dem Favoriten weiter. In der 66. Spielminute schepperte Jahn-Neuzugang Bauer den Ball außerhalb des Sechzehners mit ordentlichem Tempo ins rechte Toreck, wodurch ein brutales Stimmungshoch entstand und wir nun endgültig an die erneute Pokalsensation glaubten. Alles lief für uns und es lief wirklich gut. Die Leidenschaft unserer Mannschaften war zurück. So rettete Mentalitätsmonster Strauß in Minute 81 in allerhöchster Not und mit vollem Körpereinsatz die nicht unverdiente Führung. Die diesjährige erste Pokalrunde hat irgendwie den Teufel gesehen. Mehrfach scheiterte der Underdog durch späte Gegentreffer am Favoriten. So auch wir. Köln gelang mit mehr Glück als Verstand in der allerletzten Sekunde der Ausgleich und zwei Minuten über der angezeigten Nachspielzeit sogar noch der Siegtreffer. Selbstverständlich mussten wir das für einen kurzen Moment erstmal Verdauen. Aber hilft nix, weiter geht’s!
Auch wenn wir mehr als bitter und unglücklich aus dem Pokal ausgeschieden sind, können wir auf die gezeigte Leistung unserer Truppe mehr als Stolz sein. Das war genau das, was wir sehen wollen! Am nächsten Samstag steht das erste Sechs-Punkte-Spiel der Saison an. Der Meister der Regionalliga Bayern aus Schweinfurt ist zu Gast im Jahnstadion und muss auf jeden Fall geschlagen werden. Nun gilt es, an die Leistung gegen den FC anzuknüpfen und den so wichtigen Ligadreier zu holen. Gemeinsam in Weiß zum Heimsieg!
Ruhe in Frieden, Felix!
~ Castra Regina Invicta