Stell dir vor, du ziehst nach einem Jahr in einer äußerst attraktiven Umgebung mit vielen sehenswerten Bauten wieder in dein vorheriges Gebiet zurück und dann ist dein mehr oder weniger nerviger Nachbar immer noch da und versucht dich mit kindischen Aktionen zu ärgern und scheitert jedes Mal aufs Neue kläglich. Ähnlich sind die Aufeinandertreffen mit den Ingolstädter Donaunachbarn. Die Schanzer, die in den letzten sechs Duellen kein einziges Mal gegen unsere Rothosen gewinnen konnten, spielten eine durchwachsene Vorbereitung. Die Generalprobe verlor der FCI mit 3:2 gegen den Bundesligisten aus Heidenheim, wir mussten uns beim Jahnstadion-Jubiläumsspiel gegen die blauen Münchner (was ein sensationeller Jubiläumsgegner…) mit 4:0 geschlagen geben, welches von den verantwortlichen Akteuren auf dem Rasen hoffentlich als deutlicher Wachmacher verstanden wurde. Es geht los! Und das gleich mit einem Brisanzduell in der Ferne beim Ingolstädter Fußballclub von 2004.
Relativ kurzfristig organisierten wir unseren 2. CRI-Bus, der morgens gen Oberbayern rollte. An diesem Spieltag traten ca. 3.500 Regensburger Fußballverrückte die erste Auswärtsreise an, weshalb nahezu die gesamte Nordtribüne des Schanzer Automobilwerbestadions mit rot-weißen Schlachtenbummlern gefüllt war. Aufgrund der hohen Ticketnachfrage im üblichen Gästeblock H, wichen wir in den benachbarten Stehblock G aus, um das Blockbild zu verbreitern. Neben unserer Heimzaunfahne waren zudem drei neue CRI-Schwenker im Einsatz, die nebeneinander „SSV“ ergaben. Zum Einlaufen beider Mannschaften konnten die anwesenden Stadiongänger eine Choreo der Jahnfans begutachten. Unter dem Leitspruch „Wir haben Hunger“ wurden links, oben und rechts im Stehblock H kleinere Blockfahnen hochgezogen. Auf der oberen Blockfahne stand das Wort „Speisekarte“, das Zentrum des Gästestehers wurde mit weißen Folienschals sowie drei Choreodoppelhaltern, die die Worte „Emotionen“, „Kampfgeist“ und „Siegeswille“ beinhalteten, komplettiert. Die Heimseite war in der Sommerpause ebenfalls halbwegs fleißig und startete diese Saison auch mit einer optischen Aktion. Die schwarz-rot gestreifte Blockfahne wurde durch ein „greif‘ ma o, Schanzer!“, welches die Heimfans per Seilzug nach oben zogen, ergänzt. Der Wind hätte den Ingolstädter Choreogöttern fast noch einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nichtsdestotrotz ging auf beiden Seiten alles gut. Im Gästeblock H präsentierten die Jahnfans im Laufe des Spiels drei Spruchbänder: „Solo gli Ultras vincono sempre – Diffidati von noi!“, „Überall Polizei, nirgendwo Gerechtigkeit, RIP Luca“ sowie „Stay strong Syfael firefighters“. Viele große Vereine schreiben ja immer gern, dass sie in fremden Stadion regelmäßig Heimspiele haben, was manchmal auch stimmen kann. An diesem ersten Spieltag war es aber definitiv so. Die Heimkurve, die erneut um Mengen nicht einmal die eigene Südtribüne füllen konnte, zeigte sich, abgesehen von der akzeptablen Choreo, gewohnt von ihrer optisch und stimmungstechnisch bemitleidenswertesten Seite. Wir hingegen hatten die gesamten 90 Minuten die Stimmhoheit. Leider war es in der Vergangenheit öfter so, dass trotz einer bemerkbaren Regensburger Auswärtsfahrerzahl die Stimmung aus irgendwelchen Gründen darunter litt. An diesem Spieltag konnten wir mit dem gesamten Auftritt aber äußerst zufrieden sein. Viele Lieder schepperten gut durch das Schanzer Rechteck und optisch machte die ganze Szenerie auch was her. Auch wenn wir uns weiterhin von diesem Donau-„Derby“-Schwachsinn klar distanzieren, sind die Aufeinandertreffen mit den Schanzern immer etwas von einer erhöhten Brisanz und Motivation geprägt, weshalb das Polizeiaufgebot in und am Stadion wieder in fragliche Sphären schoss. Die erste Halbzeit gehörte größtenteils den Hausherren, die auch den ersten Abschluss verbuchen konnten, den Gebhardt entschärfte. Kurz darauf hatte Jahn-Neuzugang Hermes das 1:0 auf dem Kopf. Allerdings parierte der Ingolstadt-Schlussmann überragend. Zehn Minuten vor der Pause stocherte Ex-Jahnspieler Max Besuschkow die Kugel zum 0:1 aus Sicht unserer Rothosen ins Jahn-Gehäuse. Besuschkow, der in 103 Pflichtspielen für den Jahn auflief, verzichtete anstandshalber auf den Torjubel. Mit diesem knappen aber nicht unverdienten Rückstand ging es in die Katakomben. Die Jahnelf agierte nach Wiederanpfiff mutiger und riss das Zepter an sich. Die beste Chance der zweiten Hälfte hatte in der 85. Spielminute der neue Jahn-Kapitän Kühlwetter, der bedauerlicherweise am Torhüter der Schanzer scheiterte. Mit dem allerletzten Angriff der Partie, der durch einen Querschläger eines Ingolstädters im Mittelfeld eingeleitet wurde, brachte Rückkehrer Eichinger den Gästebereich zum Explodieren. 90+6! Ein 1:1, welches sich nach der vergangenen Saison irgendwie wie ein deutlicher Sieg anfühlte. Jahn Regensburg ist wieder da!
Am kommenden Wochenende steht das erste Heimspiel der Saison an, bei dem unsere Rothosen auf den MSV Duisburg treffen. Wie vor zwei Jahren zum Heimauftakt gegen Unterhaching wird es erneut einen Fanmarsch geben. Kommt alle in weiß um 10:00 Uhr zum Neupfarrplatz in der Regensburger Innenstadt. Gegen 10:30 Uhr werden wir zum Jahnstadion abmarschieren! Bitte hinterlasst vor, während und nach dem Fanmarsch keinen Müll und verzichtet auf jegliche Handyaufnahmen. Die aktive Fanszene wird euch damit online zu gegebener Zeit versorgen. Wir holen uns den ersten Dreier der Saison. Für Regensburg!
Alle in Weiß zum Heimspiel!
~ Castra Regina Invicta