Immer wenn es kälter wird, zieht es die Jahnfans ins Erzgebirge. Nicht, weil sie dort eine mehrstündige Wandertour geplant haben oder die noch vorhandenen Stollen und Schächte der historischen Bergbaugeschichte erleben wollen, sondern weil der verehrte Sport- und Schwimmverein erneut in Aue auf Punktejagd ging. Der FC Erzgebirge Aue, der 1946 als Betriebssportgemeinschaft gegründet wurde und seit 1951 für längere Zeit als BSG Wismut Aue auflief, lebt das „Unter-Tage-Image“ der dortigen Region. Der Auer Spielertunnel gleicht einem ehemaligen Schachtbau, vor Anpfiff wird im Stadion das traditionelle „Steigerlied“ gespielt und beide Teams werden beim Einlaufen von zwei Kumpeln mit gekreuzten Hämmern, die Schlägel und Eisen symbolisieren, begrüßt. Unvergessen bleibt zudem die im Jahr 2019 anlässlich des Muttertags vorgetragene Stadionrede des ehemaligen Wismut-Vereinspräsidenten Helge Leonhardt, der 2022 aus seinem Amt ausschied, bei der er energisch betonte, dass alle weiblichen Aue-Fans Mütter werden sollen und in Regensburg die Schallmauer durchbrochen wurde. Die seit Jahren übersteuerte Lautsprecheranlage, gemischt mit Leonhardts Worten, erschuf einen absoluten Legendenclip. Diese Partie sollte das 20. Aufeinandertreffen der beiden Traditionsvereine werden. Unser SSV siegte fünffach, teilte in fünf Duellen die Punkte und ging ganze zehn Mal als Verlierer vom Feld. Beim letzten Gastspiel im Erzgebirgsstadion in der damaligen Aufstiegssaison köpfte Ziegele die Jahnelf zum Auswärtssieg. Das Spiel ist brisant, Aue befindet sich mit nur zwei Punkten hinter uns auf dem drittletzten Tabellenrang. Für beide Mannschaften galt also „Verlieren verboten!“.
Ein Großteil der Jahnfans schloss sich der von der aktiven Fanszene ausgerufenen Zugfahrt an. Gegen 07:30 Uhr rollte der Jahn-Express punktehungrig vom Regensburger Hauptbahnhof gen Sachsen. Die Hinfahrt gestaltete sich zügig und ohne große Verspätungen. Nachdem die entspannten Ordner den Eintritt gewährten, gönnten wir uns das bekannte Wurstgulasch, welches auf jeden Fall zu einem der besten Stadionmahlzeiten in Fußballdeutschland zählt. Wir stellten im Auer Gästeblock einen Zuschauerrekord auf. Noch nie waren so viele Jahnfans im Erzgebirgsstadion, circa 950 Regensburger hatten an diesem ersten Samstag des Novembers Bock auf Stadionaction. Die Stimmung war überdurchschnittlich gut. So konnten wir auch mit zufriedenstellender Bewegung, guter Lautstärke und lobenswertem Materialeinsatz punkten. Die Auer Heimfans präsentierten im Laufe der Partie zwei Spruchbänder mit den Worten „VM grüßt Anton! Willkommen im Fuchsbau!“ sowie „Glück auf im Schacht kleiner Edgar!“. Wir waren klebertechnisch endlich mal wieder enorm gut aufgelegt, weshalb wir auch in diesem Punkt zufrieden sein konnten. Nun aber zum Spiel: Der Jahn machte die gesamten 90 Minuten das Spiel, geriet allerdings in der ersten Minute der Nachspielzeit der ersten Hälfte in Rückstand. Glücklicherweise glich Hottmann mit der allerletzten Aktion vor der Pause per Kopf aus. Gebhardt setzte sich in den ersten 45 Minuten mehrfach aus und zeigte dort eine fehlerfreie Leistung. Dann kam die zweite Halbzeit. Bei einer der ungefährlichsten Ecken der Welt mutierte unser Schlussmann zum ostdeutschen Sturmtalent und brachte per Eigentor die Heimmannschaft wieder in Front. Sechs Zeigerumdrehungen später erzielte Stolze nach sensationeller Vorarbeit von Saller den erneuten Ausgleich. Der Jahnzug rollte weiter, Bauer drehte das Spiel in der 69. Minute logischerweise zugunsten unserer Rot-Weißen, die in den grauen Trikots aufliefen. Aue machte kurz vor Schluss per Kack-Flippertor das 3:3, bei dem sich Gebhardt das erste Mal tunneln lies. Der Schiedsrichter verweigerte uns im Gegenzug einen todsicheren Elfmeter, was ein Müll. Die Krönung war dann selbstverständlich der Siegtreffer der Veilchen in allerletzter Sekunde, bei dem Gebhardt erneut zu dumm war, seine Füße zuzumachen. Jahn Chefcoach Wimmer sah nach Abpfiff noch die Ampelkarte. Niederlage! Und keiner weiß wieso… Bedient traten wir die Heimreise an. Am Hofer Bahnhof wurde für eine Stunde bei besten Vibes und stabiler musikalischer Untermalung verharrt. Der dortige Bahnhofsimbiss wurde bis auf den letzten Krümel leergefressen, ehe es weiter Richtung Oberpfälzer Heimat ging.
Keine Ahnung, wie dieses Spiel verloren wurde. Über 90 Minuten waren wir definitiv die bessere Mannschaft. Aues vier Stümper-Tore und unermessliches Dusel entschieden diese Partie zugunsten der Sachsen. Unfassbar, aber genug aufgeregt. Blicken wir wieder auf die nächste Partie: 1860 zu Hause! Für das Regensburger Eventpublikum wieder eine perfekt geeignete Möglichkeit, ein einziges Mal in der Saison die rot-weiße Heimspielstätte von innen zu sehen. Hier unser Appell: Gebt keine Tickets an Löwenfans weiter! Solltet ihr aus irgendwelchen Gründen eine oder mehrere Karten abgeben müssen, achtet bitte darauf, dass ihr bei der Weitergabe der Tickets regelmäßige Jahn-Stadiongänger bzw. langjährige Vereinsmitglieder bevorzugt. Natürlich ist diese Partie für viele ein absolutes Highlight, weshalb auch verdiente Jahnfans, die keine Dauerkarte haben, diesen Kracher live erleben dürfen sollen. Passt zudem wieder auf euer Fanmaterial auf!
Schicken wir die Blauen ohne Punkte zurück nach Giesing!
~ Castra Regina Invicta